BlogCO2 Grenzausgleich (CBAM)

EU-Importe mit CBAM “Zöllen”   

Geschrieben von

Ulf Narloch

Veröffentlicht am

26. Mai 2025

Die Komplexität internationaler Handelsgeschäfte steigt mit der aktuellen Zollpolitik. Zudem bepreist der EU CO2-Grenzausgleich ab 2026 CO2-intensive Einfuhren. Waren mit einem Wert von EUR 89 Mrd. sind betroffen laut Handelsdaten in 2024. Im voll ausgebauten CBAM fallen für diese Einfuhren CO2-Zusatzkosten von EUR 12 Mrd. an.

(letzte Aktualisierung am 30.07.2025)

CBAM im internationalen Handel

Globale Lieferketten erleben stürmische Zeiten. Im Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit ergreifen immer mehr Länder Maßnahmen zum Schutze der heimischen Industrie. So soll auch der EU CO2 Grenzausgleich (CBAM) Wettbewerbsnachteile durch die europäische CO2 Bepreisung ausgleichen.

Auch traditionellere Handelsinstrumente finden neuen Anklang. Mit der Zollpolitik von Präsident Trump werden Einfuhren in die USA verteuert. Die Section 232 Zölle von 25% auf Stahl und Aluminium wurden schon im März reaktiviert. Seit Juni wurde diese auf 50% erhöht. Auch auf Autos und Automobilteile wirkt ein Zoll.

Zudem wurden mit dem „Liberation Day“ am 5. April auch Basiszölle für weitere US-Einfuhren sowie zusätzliche reziproke Zölle als Antwort auf vermeintliche Handelsbarrieren anderer Länder angedroht.

In einer Einigung mit der EU Ende Juli wurde eine Begrenzung auf 15% vereinbart. Stahl und Aluminium sind ausgenommen. Im Gegenzug wurde die von der EU vorbereiteten Zollpakte vorerst ausgesetzt, auch ein 25%-Zoll auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren.

Derweil laufen die Quoten der EU-Safeguards bis Juni 2026 fort mit jüngsten Anpassungen für Stahl. Zusätzlich greifen Anti-Dumping Zölle, u.a. für chinesischen Stahl. Dieser könnte durch die Trumpschen Zölle vermehrt in die EU kommen. Ein Aktionsplan sieht Maßnahmen zum Schutz der EU Stahl- und Metallindustrie vor.

Ein Kerninstrument darin ist CBAM. Ab 2026 wird ein CO2 Preis auf Einfuhren von CO2-intensiven Waren schrittweise hochgefahren, der dem EU-Emissionshandel (ETS) gleicht. Wenn auch als klimapolitisches Instrument konzeptioniert, wirkt CBAM wie ein CO2-basiertes Handelsinstrument.

Rückgang im Wert der CBAM-Einfuhren

Mit dem aktuellen Umfang von über 500 Waren aus 6 Sektoren erfasst CBAM im Jahr 2024 EU-Einfuhren im Gesamtwert von EUR 89 Mrd. Gegenüber 2023 ist dies ein Rückgang in den CBAM-Importen von 6% – v.a. aus den ersten beiden Quartalen. Das ergeben die jüngsten, im April veröffentlichten EUROSTAT-Handelsdaten.

Der Wert der EU-Einfuhren von CBAM-Waren in 2024 ist gefallen – durch Rückgänge in den ersten Quartalen.

Eine CBAM-Ausweitung wird von der EU-Kommission geprüft. Zurzeit erfasst CBAM ca. 4% aller EU-Einfuhren. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese in 2024 um 3% gefallen. Dies folgte einem deutlichen Rückgang in 2023 nachdem die COVID-19 Erholung sowie hohe Energiepreise das Handelsdefizit in 2022 wachsen ließen.

Bei rückläufigen Preisen stieg jedoch die importierte Menge von CBAM-Waren um 6% auf 105 Mt. Einfuhren aus Eisen & Stahl stellen mit 69% die größten Mengen dar. Harnstoff, Ammoniak und andere chemische Düngemittel folgen mit 15% vor Zement (11%) und Aluminium (5%). Wasserstoff spielt noch keine Rolle.

Hinzu kommen Elektrizitätseinfuhren von 30 TWh. Neben Serbien ist das Vereinigte Königreich (UK) der wichtigste Handelspartner der EU für diese Importe. Größere Einfuhrmengen aus der Schweiz und Norwegen werden von CBAM nicht erfasst.

Denn Einfuhren aus Drittländern, die eine vergleichbare CO2 Bepreisung haben, sind ausgenommen. Derzeit sind dies Norwegen, Island und Liechtenstein, die am EU ETS teilnehmen. Die Schweiz hat einen angeglichenen ETS und bleibt damit außen vor.

Diese Liste dürfte wachsen. Letzte Woche hatten die EU und das Vereinigte Königreich (UK) in Handelsgesprächen eine Verknüpfung ihrer ETS vereinbart. Diese Ankündigung folgt auch der Konkretisierung eines UK CBAM. Sobald eine Einigung gefunden ist, wären die gegenseitigen Handelsströme auch von CBAM befreit.

Emissionen variieren nach CBAM-Sektor

Insgesamt betragen die in den 2024er CBAM-Importe gebundenen Emissionen 260 Mt CO2e wie CO2 IQ Analysen zeigen. Das entspricht ca. 9% der in der EU verursachten Emissionen. Über die Hälfte der CBAM-Emissionen stammt aus Einfuhren von Eisen & Stahl, ein Viertel aus Aluminium und 10% aus chemischen Düngemitteln.

Emissionen in den EU Einfuhren von CBAM-Waren variieren nach CBAM-Sektor.

Die Summe der CBAM-Emissionen in 2024 liegt mit 1% leicht über dem Wert in 2023. Emissionen aus Einfuhren von Zement und auch Eisen & Stahl sowie Düngemitteln sind gestiegen. Zugleich fielen die Emissionen aus Elektrizität und Aluminium. Diese Entwicklung spiegelt die veränderten Importmengen in den Sektoren wider.

Diese Schätzungen beruhen auf Durchschnittswerten aus den Emissionsintensitäten der EU-Handelspartner. Diese wurden von der EU als Standardwerte für die CBAM-Berichterstattung vorgegeben. Nur für Elektrizität werden länder-spezifische CO2-Intensitäten für Strom aus fossilen Brennstoffen berechnet.

CBAM erfasst die gebundenen Emissionen in diesen Einfuhren. Direkte Emissionen werden bei der Herstellung dieser Güter freigesetzt. Auch die indirekten Emissionen aus dem damit verbundenen Elektrizitätsverbrauch werden hinzugerechnet.

Der EU (und auch UK) CBAM erhebt eine Abgabe auf diese Emissionsmengen. Das unterscheidet sich von einem CO2-basierten Zoll, wie in dem amerikanischen CBAM-Pendant, dem Foreign Pollution Fee Act, vorgeschlagen. Diese erhebt eine Wert-basierte Abgabe, deren Höhe nach den Emissionsintensität gestaffelt ist.

CBAM-Kosten sind ungewiss

Im voll ausgebauten CBAM-System wäre für die 2024er Einfuhren CO2-Zusatzkosten von EUR 12 Mrd. angefallen – ca. 31% der Einnahmen aus der ETS Auktionen in 2024.

Bis 2028 würden diese Gesamtkosten noch unter EUR 6 Mrd. liegen.  Denn es erfolgt eine Anrechnung der freien Zuteilungen im EU ETS. Über einen CBAM-Faktor laufen diese bis 2034 aus.

Die CO2 Kosten der Emissionen aus den EU-Einfuhren von CBAM-Waren von 2026 bis 2034.

Diesen CO2 IQ Berechnungen liegen die Preise im Primärmarkt des EU-ETS zu Grunde, die die Preise für CBAM-Zertifikate vorgeben. In 2024 lagen diese im Durchschnitt bei EUR 65,00 pro Tonne CO2.

Zu den 2023er Preisen von EUR 83,66 hätten die CBAM-Importe in 2023 noch zu CBAM-Abgaben von EUR 15 Mrd. geführt. Dieser Rückgang um 21% zeigt, wie sehr die CBAM-Kosten von der Entwicklung der Preise im EU-ETS abhängen. Im Januar waren diese wieder auf EUR 80 gestiegen vor einem Rückgang im April auf EUR 60.

Aufgrund der notwendigen Verknappung von Emissionsrechten zur Erreichung der EU-Klimaziele gehen viele Experten und Marktmodelle von langfristig steigenden Preisen aus. Bei Preisen von EUR 100 würden die CBAM-Kosten auf über EUR 19 Mrd. ansteigen.

Zwei Drittel dieser Kosten werden von der Metallbranche getragen. Für Importe von Eisen, Stahl, Aluminium Waren sollen vorerst nur die direkten Emissionen bepreist werden, wie hier berechnet. Falls auch indirekte Emissionen hinzukommen, hätten die CBAM-Abgaben für die 2024er Importe bei EUR 17 Mrd. gelegen.   

Bei diesen Berechnungen werden CO2-Preise in den Herkunftsländern nicht berücksichtigt. Diese können auf die zu zahlenden CBAM-Abgaben angerechnet werden. Die CO2-Gesamtkosten werden dadurch nicht verändert. In 2024 waren die effektiv gezahlten Preise in den meisten Ländern noch gering.

Anpassungen für EU-Exporte werden aktuell geprüft. Durch das Auslaufen der freien Emissionsrechte leidet deren Wettbewerbsfähigkeit auf globalen Märkten.

Wachsende Komplexität im Handel

Unternehmen mit globalen Lieferketten können sich auf die steigende Komplexität in internationalen Handelsgeschäften vorbereiten durch:

  1. Beobachtung der relevanten klima- und handelspolitischen Regulatorik und der Umsetzungsanforderungen, um betroffene Waren frühzeitig zu identifizieren;
  2. Erfassung von CO2 Daten und Berücksichtigungen in Einkaufsentscheidungen, um die CO2 Risiken in Lieferketten zu reduzieren;
  3. Simulation der finanziellen Auswirkungen zur gesamthaften Optimierung (z.B. CBAM im Zusammenspiel mit Quoten), um Mehrkosten gering zu halten.

In einem dynamischen Umfeld können kurzfristige Anpassungen notwendig werden, um die unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gerade bei langfristigen Verträgen – sowohl im Einkauf als auch Verkauf – helfen Flexibilitäten, um auf regulatorische Veränderungen reagieren zu können.


Quellen und weitere Informationen:


Foto von Kurt Cotoaga auf Unsplash

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